Samstag, 3. Oktober 2015

Die Bekenntnisse des Hochstaplers Tyler Smith, Teil 1 (Historisch, Normaler Sex, Blowjob)

Dienstag, 13. September 1783

Mir war unwohl zumute. Während der letzten Tage war ich dem Plan mit Zuversicht entgegengetreten, doch nun, wo wir die Cuttingham-Ländereien erreicht hatten, spürte ich eine gewisse Beklommenheit. War es zu töricht? War es zu tollkühn?
Doch es war zu spät, wir hatten das Torhaus zu Cuttingham House hinter uns gelassen. Bewusst hatte ich eine Ankunft in den Abendstunden gewählt. Es sollten möglichst wenig Menschen noch wach sein und der erste Kontakt möglichst kurz. 
„Wir erreichen das Herrenhaus, Mylord.“
Ich schaute aus dem Fenster und konnte in der Dunkelheit eine beleuchtete Auffahrt sowie einige erleuchtete Fenster sehen. Cuttingham House war genauso gewaltig, wie der Lord - der echte - es mir beschrieben hatte. Zwei mächtige Flügel trafen sich im Haupttrakt. Ob das Sims so prächtig verziert war, wie der Lord geschwärmt hatte, vermochte ich in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Der Morgen würde es zeigen. 
Die Grafschaft Portland war den Cuttinghams vor 5 Generationen vom neuen König für die Dienste auf dem Felde zugestanden worden. Dies hatte zu anhaltenden Streitigkeiten mit dem Herzog von Devon geführt, auch wenn er, dem alten König treu verbunden, keinen guten Stand bei Wilhelm III. gehabt hatte.  Aber solche Kleinigkeiten kümmerten einen König gewöhnlich nicht.


Zu meiner Begrüßung hatte sich eine kleine Delegation auf der Treppe eingefunden. Jetzt gab es kein zurück mehr. Der Augenblick der Bewährung. 
„Eure Lordschaft, herzlich willkommen auf Cuttingham House!“ öffnete mir ein Dienstbote die Tür.
„Danke, Bursche!“ ich räusperte mich. Meine Stimme hatte nicht den passenden Singsang, wie ihn Lord Peter immer an den Tag zu legen gepflegt hatte. „Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.“
Eine kräftige Gestallt, früher sicher mal sportlich, heute eher als rund zu bezeichnen, trat auf mich zu. Das musste Lord Edward Jakob Bredon Cuttingham, 6. Earl von Portland, sein, unverkennbar. Mein Herz raste, meine Hände wurden feucht. 
„Breddy! Komm an meine Brust, alter Junge! Es tut so gut, dich wieder zu sehen! So viele Jahre...“
Ich hatte einen Frosch im Hals, doch ich erwiderte die herzliche Umarmung. Wie hatten sie sich noch in Kindertagen genannt? 
„Ich bin glücklich wieder hier zu sein!“
Er stutze, hielt mich etwas auf Abstand und sah mich abschätzend an.
Ich lächelte schief.
„Acht Jahre Bürgerkrieg und dann die Schmach der Niederlage, haben vielen Draufgängern die wilden Flügel gestutzt.“
Sein fester Blick traf mich wohlwollend. Er klopfte mir dann freundschaftlich auf die Schulter und wand sich der kleinen Delegation zu. Er schien wirklich der patente Kerl zu sein, der mir aus unseren Briefwechseln bekannt war. 

Der echte Lord Peter war im Frühjahr 1781 bei einem Sturmangriff der Rebellen verletzt worden. Als sein Adjutant hatte ich ihn drei Monate am Krankenbett beiseite gestanden. Durch die Briefe, die ich für ihn geschrieben hatte, bekam ich einen guten Einblick in die Familie Cuttingham. Als dann die räudigen Franzosen unser Lager angriffen, hatten wir fliehen müssen. Doch der Lord war zu schwach gewesen. Er verstarb in der Nacht, nachdem wir den Hudson überquert hatten. Ich beerdigte ihn am Ufer. Als ich dann ins englische Lager bei Stockton kam, empfing mich der Leutnant mit „Eure Lordschaft!“. Unsere frappierende Ähnlichkeit hatte schon häufiger für Gesprächsstoff gesorgt.
 So wurde aus dem ehemaligen hessischen Regimentsschreiber, der 1775 mit dem 2. kur-braunschweig-lüneburgischen Infanterieregiment nach Amerika kam, Lord Peter Bredon John Cuttingham, zweiter Sohn des 5. Earl von Portland.

„Darf ich dir meine Frau vorstellen, Lady Scarlett Cuttingham.“ Ihre Ladyschaft war noch schöner, als er es in den Briefen geschrieben hatte. Kastanienbraunes Haar umspielte ein ovales Gesicht mit weichen Wangenknochen und einer anmutigen Nase. Ihre braun-grünen Augen funkelten lebhaft und ihre runden weiblichen Formen ließen sicherlich das Herz eines jeden Mannes schneller klopfen. 
„Lady Scarlett, sie sind noch schöner, als ich es mir in den kühnsten Träumen vorgestellt habe!“ Sie hatte mir ihre Hand reichen wollen, doch plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne. Ein irritierter Blick huschte zu ihrem Gatten. 
Schnell fügte ich hinzu „Ich freue mich für dich Jackie!“ und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Es war ein kümmerlicher Versuch, die Situation zu retten, aber fürs Erste schien er von Erfolg beschieden.
Etwas reservierter stellte mir Lord Edward dann einen kleinen Teil des Personals vor, den Butler Joseph Parks, den Sekretär William O´Brian, den 1. Hausdiener Charles Mason, die Wirtschafterin Anna Dawson, die Köchin Ethel Nugget sowie die Gouvernante Ivy Baxter und das 1. Zimmermädchen Phyllis Bird vor. Anschließend wollten alle schnell ins Bett, es war schon sehr spät. Wir gingen ins Herrenhaus.
„Möchtest du noch eine kleine Stärkung vor dem zu Bett gehen? Nugget macht exquisite Sandwiches!“
„Danke Jackie, aber die Reise war lang und ich möchte die Dienerschaft nicht noch länger aufhalten.“ 
„Nun gut, das verstehe ich natürlich.“ Er wand sich zum Seilzug und läutete. Einen Augenblick später erschien der erste Hausdiener. „Mason, bringen sie Lord Peter auf sein Zimmer.“
„Sehr wohl, Eure Lordschaft.“
Ich verabschiedete mich und atmete auf der Treppe tief durch. Ich hätte mich in diesem Haus niemals zurecht gefunden. 
Er brachte mich schweigend in den ersten Stock und führte mich in den Ostflügel. Sie hatten das Eckzimmer für mich bereitgestellt. Mir verschlug es die Sprache.
Die kleine Wohnung, in der ich in Göttingen aufgewachsen bin, war kaum größer gewesen und der Prunk, der in diesem Zimmer zur Schau gestellt wurde, hätte vermutlich unsere ganze Straße ein Jahr lang versorgt. Dabei roch es angenehm nach frischen Kiefern und ich beschloss, das es die richtige Entscheidung gewesen war, nicht in den Vereinigten Staaten geblieben zu sein.


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